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Graue Energie

Haushaltgeräte reparieren oder ersetzen? Das müssen Sie wissen:

  • Die Herstellung von Geräten braucht viel Energie – sogenannte «Graue Energie».
  • Die typische Lebensdauer von Haushaltgeräten liegt bei ca. 10 bis 15 Jahren.
  • Reparieren und weiterverwenden lohnt sich aus Umweltsicht fast immer.
  • Haben Sie ein defektes Gerät, dann überlegen Sie sich: Ist eine Reparatur möglich? Was kostet die Reparatur? Was kostet ein neues, energieeffizientes Gerät?
  • Beim Ersatz ist es wichtig, dass Sie das effizienteste Gerät kaufen!  Ein guter Vergleich der verschiedenen Geräte finden sie unter www.topten.ch.

Vorzeitiger Ersatz lohnt sich meistens nicht

Das Bundesamt für Umwelt BAFU rät, Geräte lange zu verwenden und auch zu reparieren, da es sich aus Umweltsicht praktisch immer lohnt. Auch wenn sie schon viele Jahre auf dem Buckel hat – die alte Waschmaschine läuft noch einwandfrei, wäscht sauber und macht keine Löcher in die Kleidungsstücke. Soll ich sie trotzdem durch eine moderne, effiziente und wassersparende Maschine ersetzen? Was mache ich, wenn eine Reparatur ansteht? Fragen, die gar nicht so einfach zu beantworten sind.

Solange ein Haushaltgerät einwandfrei funktioniert, sollte es nicht ersetzt werden, um Strom zu sparen. Obwohl neue Geräte weniger Energie brauchen, ist ein vorzeitiger Ersatz oft nicht sinnvoll. Der Grund ist die graue Energie, die im Gerät steckt. Die Energie also, die es für Herstellung, Lagerung, Transport, Verkauf und Entsorgung eines Haushaltgerätes braucht.

Ersetzt man zum Beispiel die alte Waschmaschine durch ein effizientes, wassersparendes Modell, sinken die Energie- und Wasserkosten deutlich. Nach vier Jahren spart das neue Gerät mehr, als dass es gekostet hat[1]. Rechnet man jedoch die graue Energie hinzu, steigt die Rückzahldauer von 4 auf stolze 14 Jahre.

Geräte wie Smartphones, Tablets oder Notebooks brauchen im Betrieb wenig Energie. Sie enthalten aber viel graue Energie und wertvolle Materialien. Bei solchen Geräten ist es sinnvoll, sie viele Jahre (solange es Software-Updates gibt) zu nutzen. Eine lange Lebensdauer lohnt sich aus Umweltsicht auch besonders für die schweren Haushaltgeräte wie beispielsweise Waschmaschinen. Sie enthalten viel wertvolles Metall und dementsprechend viel graue Energie.

Ein wichtiges Kriterium ist, wie oft und wie lange Geräte laufen

Ein 25jähriger Backofen, der nur ganz selten genutzt wird, lohnt sich kaum zu ersetzen. Anders ist es bei einem 15 bis 20jährigen Kühlschrank, der stets im Einsatz ist. Hier lohnt es sich, über einen Ersatz nachzudenken – vor allem dann, wenn eine Reparatur ansteht.

Doch auch bei alten Haushaltgeräten können Sie ganz einfach Strom und Kosten sparen. Schalten Sie zum Beispiel die Kaffeemaschine nur ein, wenn sie sie brauchen, tauen Sie den Gefrierschrank regelmässig ab, verzichten sie beim Backen aufs Vorheizen, und lassen Sie nur volle Maschinen (Geschirrspüler, Waschmaschine) laufen. Weitere Spartipps für den Alltag finden Sie bei energieschweiz.ch und beim WWF Schweiz.

Prüfen Sie eine Reparatur, wenn das Gerät jünger ist als 15-jährig

Bei Haushaltgeräten, die älter als 15 Jahre sind, lohnt sich die Reparatur in der Regel nicht. Die folgende Faustregel ist eine wertvolle Orientierungshilfe, ob sich eine Reparatur lohnt:

  • bis 2 Jahre alte Geräte:            Garantiezeit
  • 2 bis 4 Jahre alte Geräte:         Reparaturkosten max. 40 % des Neupreises
  • 5 bis 7 Jahre alte Geräte:         Reparaturkosten max. 30 % des Neupreises
  • 8 bis 10 Jahre alte Geräte:       Reparaturkosten max. 10 % des Neupreises
  • 11 bis 15 Jahre alte Geräte:     Reparaturkosten max. 5 % des Neupreises

In der Broschüre «Defekte elektrische Geräte reparieren oder ersetzen?» von energieschweiz.ch finden Sie detaillierte Angaben zu den verschiedenen Gerätekategorien.

Repair-Cafés helfen bei der Reparatur

Wenn Sie für Ihr altes Gerät keinen professionelle Reparaturdienstleister – meist der Hersteller – finden, können Sie sich an ein sogenanntes Repair-Café wenden. Im Kanton Thurgau gibt es mehrere solcher Repair-Cafés, die tageweise geöffnet haben und defekte Geräte reparieren.

Spezialfall Wäschetrockner – dank Wärmepumpen-Technologie 70% effizienter

Wäschetrockner (Tumbler) «heizen» heute mit einer Wärmepumpe und brauchen rund 70 Prozent weniger Energie als die alten Modelle. Vor der Reparatur eines alten Tumblers lohnt es sich daher immer, den Kauf eines neuen, energiesparenden Modells in Betracht zu ziehen.

Kaufen Sie immer das effizienteste Gerät!

Mit der Energieetikette können Sie einfach beurteilen, ob ein Gerät einen tiefen oder einen hohen Stromverbrauch hat. Wählen Sie möglichst ein effizientes Gerät der A-Klasse. Denn ein Gerät, das sie einmal gekauft haben, bleibt Ihnen für die nächsten 10 bis 15 Jahre erhalten. Ineffiziente Geräte verursachen in dieser Zeit unnötig hohe Stromkosten. Hier finden Sie eine Übersicht aller Geräte, die mit der Energieetikette gekennzeichnet sind.

Achten Sie auch auf die Grösse des Gerätes. Eine Waschmaschine, die 12 kg Wäsche fasst, läuft in einem Einpersonenhaushalt die meiste Zeit nur halb gefüllt und arbeitet damit nur beschränkt effizient. Eine Maschine mit 6 bis 8 kg Füllgewicht wäre in diesem Fall sicher die bessere Wahl.

Einen übersichtlichen Vergleich effizienter Geräte finden Sie auf der Vergleichsplattform www.topten.ch.
 

Mehrkosten beim Kauf effizienter Geräte zahlen sich rasch aus

Effiziente Geräte zahlen sich aus, auch wenn sie beim Kauf etwas teurer sind. Dies zeigt das Beispiel von zwei unterschiedlich effizienten Staubsaugermodelle:

Tabelle: Vergleich Staubsauger, Quelle www.topten.ch, August 2023

Das Modell B ist mit einem Preis von 159 Franken mehr als 20 Prozent teurer als das Modell A, das nur 122 Franken kostet. Berücksichtigt man jedoch zusätzlich zu den Anschaffungskosten auch die Ausgaben für die Staubbeutel und den Strom während einer Lebensdauer von 10 Jahren, zeigt sich ein anderes Bild. Nun schlägt das Modell A mit insgesamt 375 Franken zu Buche, während das teurere Modelle B Kosten von 312 Franken verursacht.

Sie sparen somit mit dem Modell B während der Lebensdauer von 10 Jahren rund 60 Franken oder fast 20 Prozent.

Energieeffizienz ist gut – aber kein Allerheilmittel

Sehr effiziente Haushaltgeräte sind gut für die Umwelt und das Portemonnaie. Noch besser ist es aber, wenn wir auf ein Gerät verzichten. Nicht wenige Haushaltsgeräte fristen nach dem Kauf ein einsames Dasein weit hinten in einem Schrank. Brauchen Sie für den jährlichen Muttertagsbrunch wirklich einen Toaster? Ist es nicht einfacher, die Bohrmaschine – samt wertvoller Tipps für die Handhabung – bei der Nachbarin auszuleihen? Überlegen Sie sich daher vor jedem Kauf, ob Sie das Gerät wirklich brauchen.

Wichtig ist auch, zum Haushalt passende Geräte zu kaufen. Beachten Sie auf der Energieetikette neben der Effizienz (Klasse A oder B) auch den effektiven Energieverbrauch. Sie suchen fürs Büro einen neuen Kühlschrank? Ein kleiner Kühlschrank der Effizienzklasse D mit 126 Litern Inhalt verbraucht gerade einmal 72 kWh Strom pro Jahr. Hingegen braucht eine riesige Gefrier-Kühlkombination der Effizienzklasse A mit 362 Litern über 115 kWh Strom. Dieses Gerät ist sehr effizient, braucht aber effektiv 60 Prozent mehr Energie als das kleine Modell. Allenfalls lohnt es sich bei www.topten.ch nochmals zu prüfen, ob es vom kleinen Kühlschrank nicht noch eine effizientere Version gibt.

Die billigste und umweltfreundlichste Energie ist die, die wir nicht verbrauchen und deshalb gar nicht erst produzieren müssen.


[1] Die Berechnung geht von 220 Waschgänge pro Jahr aus, also vier bis fünf Waschgänge pro Woche.